Braune Venus von Wels
|Braunes Spiel mit dem Feuer
Dass die FPÖ mit dem rechten Rand offenbar keine Probleme hat, bestätigt wieder einmal der Welser Bürgermeister Andreas Rabl. Der Bürgermeister entspringt einer politisch eindeutig geprägten Familie und wurde daher auch in diesem Geschichtsbild sozialisiert. So ließ er die geschichtsbehaftete „Venus von Wels“ einfach in kleinerer Größe in Bronze nachgießen und in der Welser Innenstadt aufstellen.
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Gegner dieses Projektes, die nach Vollendung der Tatsachen von diesem Coup erfuhren, machten Rabl darauf aufmerksam, dass diese nachgebildete Skulptur eine nationalsozialistische Geschichte hat. Die kleine Statue wurde von einem Bauern nächst Gunskirchen im Jahr 1917 gefunden. Der Ästhetik der Nationalsozialisten entsprechend, wurde die Venus gesellschaftspolitisch zu deren Gunsten vereinnahmt und politisch missbraucht. Kleinere Nachbildungen erhielten vom NS-Bürgermeister Josef Schuller „verdiente Männer der Bewegung“, darunter auch Hermann Göring, der damals Pate von Wels war.
Dem Welser Bürgermeister sollte daher klar sein, dass auch bei einem Nachguss er eine Figur für Wels wieder erfindet, die jener der Nationalsozialisten aufs Haar gleicht und dieselbe Geschichte erzählt. Aber der Welser Bürgermeister und stellvertretende FPÖ-Parteiobmann in OÖ hat ein anderes Geschichtsbild fürs Leben mitbekommen, als es die Historie erzählt und faselt etwas von einer völlig anderen Statue.
Auf Kritik reagiert Rabl wütend
Im Interview mit dem ORF Oberösterreich sagt Rabl, dass es eine völlig andere Statue sei, als diejenige, „die an Göring oder andere verschenkt worden ist“. Die Gegner der Statue würden Äpfel mit Birnen vergleichen und Geschichtsfälschung betreiben. Eine Zusatztafel lehnt Rabl ab, „weil diese Statue mit dem NS-Regime rein gar nichts zu tun hat“.
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Venus von Wels erzeugt immer wieder Wirbel
Eine Aussendung der Antifa-OÖ
01. April 2021
Die Liste der blauen „Einzelfälle“ ist wieder um einen länger geworden. Denn der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl hat die „Venus von Wels“ nachbilden und in der Fußgängerzone Schmidtgasse aufstellen lassen. Oberflächlich betrachtet scheint das harmlos zu sein: Die handgroße antike Originalstatue der römischen Liebesgöttin war 1913 von einem Gunskirchner Bauern ausgegraben worden.
Doch nach dem „Anschluss“ machten die Nationalsozialisten die Venus zum Kultobjekt – wohl, weil sie ihrem „Rasseideal“ entsprach. Sie schufen nicht nur eine große Nachbildung der Statue, sondern auch mehrere kleine Nachbildungen. Mit der Übergabe von letzteren ehrte der Welser NS-Bürgermeister Josef Schuller „verdiente Männer der Bewegung“. „Der erste Empfänger war Hitlers Kampfgefährte Hermann Göring, damals Pate von Wels“, berichtet Günter Kalliauer, früherer Leiter des Stadtarchivs und einer der besten Kenner der Stadtgeschichte.
Ungeachtet der braunen Symbolik stand die große Nachbildung der Venus nach dem Krieg jahrzehntelang auf dem Messegelände. Doch dann änderte sich das öffentliche Bewusstsein: Als 2010 der damalige FPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Wieser – er war u.a. durch eine Unterstützungsunterschrift für die neonazistische NVP aufgefallen – die NS-Statue vor dem Kulturzentrum Herminenhof wiederaufstellen wollte, stieß das auf breiten Widerstand. Nach Protesten der Welser Antifa durchkreuzten SPÖ und ÖVP den Plan.
Jetzt, gut zehn Jahre später, zollt Bürgermeister Rabl dem Kultobjekt seines Vorläufers Schuller Tribut: Ohne Einbindung von SPÖ-Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer ordnete er eine neue Nachbildung der Venus an und platzierte sie nahe dem Stadtplatz.
„Dass Bürgermeister Rabl mitten in Corona-Krise keine anderen Sorgen hat, als um Steuergeld einen neuen braunen Fleck zu schaffen und dem Ruf von Wels zu schaden, ist ein Skandal“, übt Antifa-Vorsitzender Werner Retzl scharfe Kritik. „Wir fordern die sofortige Entfernung dieses überflüssigen FPÖ-Signals an alle Ewiggestrigen!“
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Der ORF berichtet
20. März 2021
Protest gegen „Nazi-Kultobjekt“ in Wels
Der Bronzeabguss einer Venus-Figur, der von der Stadt Wels in der Fußgängerzone aufgestellt wurde, sorgt für Unmut. Laut der Welser Initiative gegen Faschismus und dem früheren Leiter des Stadtarchivs soll die Figur in der Nazizeit ein Kultobjekt gewesen sein.
Mit der Übergabe der kleinen Exemplare soll dann der Welser NS-Bürgermeister Josef Schuller „verdiente Männer der Bewegung“ geehrt haben. „Der erste Empfänger war Hitlers Kampfgefährte Hermann Göring, damals Pate von Wels“, wird Günter Kalliauer, der früherer Leiter des Stadtarchivs, in einer Aussendung zitiert.
Zusatztafel mit historischer Erklärung gefordert
Es sei klar, dass die Statue ein römisches Relikt sei, sagte Kulturstadtrat Johann Reindl-Schwaighofer (SPÖ) im Interview mit dem ORF Oberösterreich, sie sei aber auch von den Nationalsozialisten missbraucht worden. Daher müsste der Umgang der Nazis mit der Statue zumindest auf einer Zusatztafel vermerkt werden: „Da höre ich aber, dass sich die FPÖ weigert, das zu tun.“ Für ihn gebe es daher nur die Konsequenz, dass die Statue weggeräumt wird, wenn man nicht den historischen Kontext herstellt.
Nicht zum ersten Mal Probleme mit Welser Venus
Laut Initiative gegen Faschismus musste eine große Nachbildung der römischen Venus schon einmal verschwinden. Jahrzehntelang sei diese auf dem Messegelände gestanden. 2010 habe sie der damalige FPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Wieser vor dem Kulturzentrum Herminenhof wieder aufstellen wollen, was nach Protesten der Antifa aber dann doch nicht geschehen sei.
„Kunst für alle sichtbar machen“
Jetzt steht plötzlich ein 1,25 Meter hoher Bronzeabguss einer römischen Venus-Statue unweit des Stadtplatzes. Der SPÖ-Kulturstadtrat sagt, er sei in diese Entscheidung nicht eingebunden worden. Der Welser Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) sieht auch keinen Grund, die Statue zu entfernen oder eine Zusatztafel anzubringen. In einer Aussendung der Stadt Wels wird Rabl so zitiert: „Die Venus zeigt uns, wie wichtig Wels in der Römerzeit war und wie alt die Geschichte unserer Stadt ist. Sie nun im öffentlichen Raum lebendig werden zu lassen, ist ein weiterer Schritt, Kunst für alle sichtbar zu machen.“
Links die Anfang des 20. Jahrhunderts in Gunskirchen gefundene Venus-Figur, rechts die Venus-Statue in der Welser Fußgängerzone
Bürgermeister: Das ist eine ganz andere Statue
Im Interview mit dem ORF Oberösterreich sagt Rabl, dass es eine völlig andere Statue sei, als diejenige, „die an Göring oder andere verschenkt worden ist“. Die Gegner der Statue würden Äpfel mit Birnen vergleichen und Geschichtsfälschung betreiben. Eine Zusatztafel lehnt Rabl ab, „weil diese Statue mit dem NS-Regime rein gar nichts zu tun hat“.
Es sei einfach eine römische Statue, so Rabl. Man werde zwar, wie geplant, eine Tafel anbringen, die darauf verweist, welche Statue das ist, wo sie gefunden wurde und wer sie gemacht hat: „Aber jetzt bei einer römischen Statue einen NS-Hinweis anzubringen, obwohl es sich gar nicht um eine NS-Statue handelt, halte ich für übertrieben und nicht passend.“
Presseaussendung der Stadt über „bekannte Venus-Figur“
In einer Presseaussendung der Stadt Wels ist über die Bronze-Statue in der Fußgängerzone zu lesen: „Mitten im Leben, unter freiem Himmel und jederzeit zugänglich können Besucher der Innenstadt nun eine neu in Bronze gegossene Replik der bekannten Venus-Figur aus dem römischen Wels betrachten.“ Und zum Ursprung der Figur: „Die ursprüngliche Bronzestatuette wurde 1917 in Gunskirchen (gehörte zum römischen Stadtbezirk Ovilava) gefunden und stammt aus dem ersten bis zweiten Jahrhundert nach Christus. 1926 erwarb die Stadt Wels das Original, das im Stadtmuseum Minoriten (Minoritenplatz 4) ausgestellt ist.“