Bürgerwehr „Vikings Security Austria“
|Großer Hype um Bürgerwehr. „Wir freuen uns ´Vikings Security Östereich` vorstellen zu dürfen“. Österreich, ein Land mit ausufernder Kriminalität, so der Tenor der selbsternannten „Heimatbeschützer“
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Das war eine facebook-Aussendung von „Vikings Security Germania“ vom 13. August 2018, einer selbsternannten Beschützertruppe, die der Rockerszene entlehnt worden sein dürfe. Gelikt haben diesen Beitrag 98 Personen, die Mehrheit derer stammt aus Deutschland, einige kommen aus der Schweiz, Polen und Rumänien. 3 liker gaben an, Österreicher zu sein.
„Vikings Security Germania“ kämpft nicht nur gegen die angeblich überbordende Kriminalität in Deutschland an, sondern auch mit der sogenannten „Systempresse“. Abgesehen davon geht es auch ums finanzielle Überleben, weil die Mitgliedsbeiträge vielfach ausbleiben.
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Quelle: facebook Germania
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„Wir bedanken uns für alle Likes und den immensen Zuspruch aber wenn ihr wirklich Interesse daran habt, dass diese Sache weiterhin wächst, dann ist es wohl nicht zu viel verlangt, wenn diejenigen die es sich leisten können und wollen einen überschaubaren Eurobetrag beisteuern“, so ein Aufruf der Vikings Security Germania
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Und wie sieht jetzt der Ableger in Österreich aus? Eigentlich existiert der gar nicht in Österreich. Es ist das nur der Lärm und die heiße Luft, die diese Bürgerwehr zumindest im Augenblick umgibt. Einer der drei liker aus Österreich, machte sich vor kurzem mit Feuereifer an die Arbeit und errichtete auf facebook vier Profile:
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- Vikings Security Austria
- Vikings Security Austria Division Linz,
- Vikings Security Austria Wien
- Vikings Security Austria Division Graz.
Der Schöpfer dieser „Bewachungsgruppe“ stammt aus der Steiermark, aus der Nähe von Graz und geht nun einer Beschäftigung als Freiberufler in Wien nach. Ein Mann mit Familie und viel Tagesfreizeit. Seine Interessen liegen bei der „Identitären Bewegung“ mit Freundschaften zu Mitgliedern des ehemaligen „Bund freier Jugend“. Nebenbei betreibt er auch noch die Facebook-Seite „Notwehr Österreich“ auf der die „unzähligen Verbrechen“, die in Österreich passiert sein sollen, gelistet sind. Angeblich habe er das Material von einem pensionierten Polizisten erhalten.
Die Truppe ist allerdings kein Verein, sie ist auch keine Firma, sie will nur eine gemeinnützige Organisation mit Wohlfühlcharakter sein, mit einem Superpräsidenten an der Spitze – nämlich ihm – und nachstehenden Führungstrukturen:
Statuten der Vikings Security Austria
Die „VIKINGS SECURITY AUSTRIA“ ist eine gemeinnützige Organisation und gliedert sich in ihrer Führungsstruktur wie folgt:
Nationale Ebene;
– Präsident
– Vice Präsident
– Sgt. at Arms
– Secretary
Divisionen der Bundesländer;
– Leader des jeweiligen Bundeslandes
– Vice Leader
– Sgt. at Arms
– Secretary
Chapter der einzelnen Bundesländer;
– Chapterleader
– Vice Chapterleader
Mitglieds-/ Vollmemberstatus:
Die Mitgliedschaft beginnt mit der Aufnahme als Prospect.
Prospect wird man durch 2-3 mal Streife laufen mit einem Leader. Stichwort: Persönlicher Kontakt.
Dann muss der Leader beurteilen ob derjenige bezüglich Verhalten und Charakter zur Truppe passt.
Vollmember wird ein Anwärter durch Vorschlag seines Chapterleaders beim Divisionsleader oder direkt durch seinen/ihren Divisionsleader.
Chapter:
Ein Chapter besteht aus mindestens 5 Personen.
Eine Person muss mindestens den Status Vollmember haben.
Nur Vollmember können Chapterleader sein.
Die Genehmigung eines Chapters und damit auch der Chapterleader erfolgt durch einen der zuständigen Divisionsleader oder direkt durch den/die Präsident/Vice Präsident.
Jährlicher Beitrag:
Ab Aufnahme in der Gruppe Mitglieder (Prospect) hat jeder einen Jahresbeitrag in Höhe von 25,- zu leisten.
Dieser dient zur Auslagenbegleichung (Spritkosten, Werbemittel, usw.).
Kleidung:
Einzig der Status „Vollmitglied“ berechtigt zum Tragen des kompletten Dreiteilers an Patches inklusive Logo!
Supporter sowie Prospects tragen ausschließlich „Support-Kleidung“.
Prospects dürfen die Rückenpatches „VIKINGS SECURITY“ sowie „AUSTRIA“ tragen.
Sie sind das gleiche Set wie bei den Vollmitgliedern, nur darf der Rabe noch nicht getragen werden.
Patches sowie sämtliche Bekleidungsgegenstände sind von jedem Mitglied selbst zu bezahlen, verbleiben aber als ständiges Eigentum der „Vikings Security Germania“!
Bei einem freiwilligen oder unfreiwilligen Austreten sind die Patches unentgeltlich an VSG zurückzugeben.
Verhalten:
Unser Auftreten in der Öffentlichkeit ist optisch und sozial jederzeit einwandfrei!
Wir sind weder alkoholisiert, noch stehen wir in irgendeiner Art und Weise unter Drogeneinfluss!
Auf Streife wird weder provoziert, noch werden Waffen mitgeführt.
Sollten wir einen oder mehrere Straftäter auf frischer Tat erwischen wird zuerst die Polizei gerufen, dann deeskalieren wir wenn nötig und halten den/die Straftäter fest bis zum Eintreffen der Polizei.
Greift der/die Täter uns dabei an werden wir unter Anwendung von Notwehr/Nothilfe unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit darauf reagieren.
In der Gemeinschaft pflegen wir stets einen loyalen, ehrlichen und respektvollen Umgang miteinander!
Unstimmigkeiten werden nicht nach außen getragen, sondern mit den jeweiligen Leadern und Presidenten geklärt.
Regelverstöße werden mit einer Abmahnung oder auch mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft bestraft.
Politik und andere Organisationen:
Als Organisation arbeiten wir nicht mit Parteien zusammen.
Kein Mitglied tritt auf Parteiveranstaltungen oder Veranstaltungen anderer Organisationen mit unseren Farben auf. Was jeder privat macht, kann und will ich nicht kontrollieren.
Weiterhin werden auch auf den Kleidungsstücken mit unserem Logo keine Logos von anderen Parteien, Clubs oder anderen Sprüchen angebracht.
Jegliche Ausnahmen hiervon müssen mit dem Präsident oder dem Vice Präsident vorher abgesprochen werden.
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Gesucht werden also Leute, die bereit sind ihre gewohnte Komfortzone zu verlassen.
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Quelle: Vikings Security Austria (facebook)
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16. Oktober 2018
Hallo Österreich!
In Zeiten zunehmender Kriminalität haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, durch professionell organisierte Patrouillen, ehrenamtlich zur Sicherheit auf unseren Straßen beizutragen.
Dabei greifen wir auf die Jedermannsrechte zurück (Festhalten des Täters, Notwehr, Nothilfe).
Wir suchen geeignete Mitglieder welche aktiv und zuverlässig sind. Entsprechende Erfahrung aus dem Sicherheitsbereich ist natürlich von Vorteil aber nicht unbedingt erforderlich. Die wichtigsten Eigenschaften sind ein gesunder Menschenverstand und ein Gespür dafür was vernünftig ist. Wir brauchen weder Schwätzer, die nur durch besserwisserische Ratschläge herausstechen, noch brauchen wir hirnlose Rambos!
Wenn du dich angesprochen fühlst, bitte eine private Nachricht an diese Seite!
(Rechtschreibfehler im Original) Quelle: Vikings Security Austria facebook
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…..„Wenn der Staat seine Bürger nicht mehr schützen kann, sollte dieses in jeder Stadt eingeführt werden. Wir sollten Vereine gründen und Beiträge zahlen, denn niemand soll umsonst die Bürger schützen.“—–
(Rechtschreibfehler im Original) Quelle: Vikings Security Austria facebook
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Nun sollen die „Helden der Vikings Security Austria“ erstmals auch in Linz auf Patrouille gehen. Mit „Rudi“, „Bert“, „Willi“, „Rolf“, „Susi“ und „Günni“ meinen sie gut aufgestellt zu sein. „Rolf“ habe angeblich sogar schon zwei Verbrecher gestellt. Am Samstag den 3. November 2018 soll es los gehen, ganz offiziell, damit Linz wieder eine „freie – stolze und sichere Stadt werde und Linz wieder Linz sein darf“.
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Und wie fällt die öffentliche Reaktion aus?
„Wir brauchen keine Bürgerwehr, die Polizei leistet gute Arbeit“, ist der Linzer Bürgermeister, Klaus Luger (SP), überzeugt. Die Vikings würden mit ihrer Ankündigung versuchen, „Unsicherheit zu schüren und die Gesellschaft auseinander zu dividieren“.
Dass bei „Vikings Austria“ der Name eines Administrators auftauche, der Verbindungen zu den Identitären habe, sei ein Indiz, sagt der pensionierte Kriminalbeamte Uwe Sailer, ein Kenner der rechtsextremen Szene. Die Nähe zu den Identitären könne er „weder bestätigen noch ausschließen“. Der Konnex zum Rechtsextremismus sei aber klar: „Die Polizei ist zu schwach, kann die Sicherheit nicht mehr garantieren: Dieses Angstszenario wird von rechtsextremen Gruppierungen gerne geschürt“, so Uwe Sailer
Gemeinsam mit dem SP-Fraktionsvorsitzenden Stefan Giegler wird Luger noch diese Woche an die anderen Parteien herantreten, um eine gemeinsame Erklärung auszuarbeiten. „Wir sollen aus der Geschichte lernen und jeden Versuch der organisierten Selbstjustiz entgegentreten. Was jetzt notwendig ist, ist ein Bekenntnis zur öffentlichen Ordnung und zum staatlichen Gewaltmonopol“, appelliert Giegler.
Ablehnend hat auch Vizebürgermeister Bernhard Baier (VP) auf die Pläne der selbsternannten Bürgerwehr reagiert. „Vorrangiges Ziel müsse sein, die Polizei weiter zu stärken, das Engagement für Sicherheit und Ordnung auch auf städtischer Ebene sowie das subjektive Sicherheitsgefühl zu erhöhen.“
Auch Vizebürgermeister Detlef Wimmer (FP) hält nichts von einer Bürgerwehr. „Das würde mehr Schaden als Nutzen bringen“, sagt er. Die Polizei sei alleine für die Verbrechensbekämpfung zuständig, betont der Linzer Sicherheitsreferent, und ergänzt: „Bei der Polizei ist eine jahrelange Ausbildung nötig, um in brenzligen Situationen richtig reagieren zu können.“
Quelle: OÖN
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Die Austria Presse Agentur (APA) war die erste Agentur, die über das seltsame Treiben, dieser selbsternannten „Helden“ berichtete und alle Medien zogen nach. Das veranlasste den Verantwortlichen von „Vikings Security Austra“ eine Stellungnahme abzugeben.
28. Oktober 2018
Weit früher als Erwartet in sämtlichen Mainstreammedien zu finden. Wir bleiben Ruhig und freuen uns. An dieser Stelle vielen Dank an unseren aktuellen Spitzel und an die Medien. Haben sich die Mitgliederanfragen und die Likes der letzten zwei Monate allein heute fast verdoppelt. Unsere „martialischen“ Bilder stehen stellvertretend für die unzähligen martialischen Einzelfälle, die ja wohl nicht zu leugnen sind….
(Rechtschreibfehler im Original) Quelle: facebook
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Nachstehend einige Medienberichte über die seltsame Truppe selbsternannter Sheriffs.
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ORF
29. Oktober 2018
„Bürgerwehr“ plant Patrouillen in Linz
Sowohl Polizei als auch Verfassungsschutz ist die Organisation „nicht näher bekannt“. „Es liegt nichts Aktenkundiges vor“, hieß es am Freitag auf Anfrage. „Es heißt abwarten, ob es überhaupt ernst gemeint ist“, sagte Polizeisprecher David Furtner am Sonntag.
„Couragierte Nachbarschaftshilfe“
Wo genau in Linz die Streifen stattfinden werden, ist nur eingeweihten Mitgliedern der Organisation zugänglich, „um Provokationen zu vermeiden“, wie es hieß. Selbst versteht man sich als „couragierte Nachbarschaftshilfe“. Wie der „Standard“ (Samstag-Ausgabe) berichtete, rekrutiert sich das Personal aus dem Umfeld der rechtsextremen Identitären Bewegung.
Warnung aus Bayern
Die „Vikings Security“-Gruppe tauchte erstmals in Bayern auf. Ableger für Linz, Wien, Graz und Salzburg – sogenannte „Divisionen“ – würden aufgebaut. In Linz wäre dies mit nächster Woche das österreichweit erste öffentliche Auftreten der Gruppierung. Vom bayrischen Verfassungsschutz gab es laut Zeitung nach den ersten Rundgängen eine drastische Warnung.
Seit August in den sozialen Medien aktiv
Laut APA-Recherchen sind fast alle „Divisionen“ seit August in den sozialen Medien in Erscheinung getreten. Wie die „Vikings Security Austria“ in sozialen Medien selber betont, wolle man auf Streife weder provozieren, „noch werden Waffen mitgeführt.“ Ertappte Straftäter würden bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten. „Greift der Täter uns dabei an, werden wir unter Anwendung von Notwehr/Nothilfe unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit darauf reagieren.“
Polizei um Beruhigung bemüht
Die Polizei in Oberösterreich war am Sonntag um Beruhigung bemüht. „Es heißt abwarten, ob es überhaupt ernst gemeint ist“, sagte Sprecher David Furtner. Viele wandten sich über soziale Medien an die Exekutive mit Anfragen. Sollte die Polizei auf eine Patrouille treffen, werde diese kontrolliert, versprach Furtner. „Dann wissen wir auch, um wen es sich da handelt“, sagte der Polizeisprecher.
Polizeikräfte würden am besagten Tag der angekündigten Bürgerwehr aber nicht aufgestockt. Aktuell sei noch unklar, ob hinter dem Aufruf auf sozialen Medien eine Einzelperson oder eine Gruppe stecke. „Wir gehen aber davon aus, dass es eine einmalige Sache sein“, meinte Furtner. Seit 2015 gebe es immer wieder solche Versuche. Ein bundesländerübergreifender Aufruf sei zwar neu, allerdings hätten solche Bürgerwehren „sehr geringe Halbwertszeit“, so die Erfahrung der Exekutive.
SPÖ kündigt Anfrage an
Auffallend ist die Suche nach Anhängern für Patrouillen. „Wir brauchen weder Schwätzer (…) noch brauchen wir hirnlose Rambos“, heißt es. Durchgängig martialisch bleibt aber die Bilder-Sprache der Homepages mit Zeichnungen von Wikinger-Kriegern in voller Rüstung.
Die SPÖ-Sprecherin für Gedenkkultur, Sabine Schatz, kündigte in einer Presseaussendung eine parlamentarische Anfrage an. „Außerdem untergräbt so eine Bürgerwehr die Rolle der Sicherheitsorgane“, sagte Schatz. Man dürfe solche Gruppierungen nicht ignorieren.
Quelle: https://ooe.orf.at/news/stories/2944096/
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Weitere Links
Auf Facebook formieren sich rechtsextreme Bürgerwehren in Österreich
https://derstandard.at/2000089994660/Auf-Facebook-formieren-sich-rechtsextreme-Buergerwehren-in-Oesterreich
Selbst ernannte Bürgerwehr plant offenbar Patrouillen
https://kurier.at/politik/inland/linz-selbst-ernannte-buergerwehr-plant-offenbar-patrouillen/400300521
Ein Artikel aus dem rechten Eck
https://www.journalistenwatch.com/2018/09/14/wegen-kriminalitaet-buergerstreife/?fbclid=IwAR1vu2-v5WZ1HR9IH4e6k6ThisrNxDaI-N1GksS6gZwLM4EaasXcL14JE_A
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#Bürgerwehr #Vikings Security Austria