„Heimatschutz“ schwer belastetet
|„Heimatschutz“: Wie Türkis-Blau sprachlich „aufrüstet“
Der Standard
20. November 2017, 15:58
Der Germanist Rudolf Muhr sieht in sozialen Netzwerken eine sprachliche Entwicklung „ähnlich weit rechts wie in den Dreißigerjahren“
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Wien – Die Heimwehr – auch Heimatschutz genannt – sollte in der Zwischenkriegszeit ein Bollwerk gegen die Linken, die Sozialdemokraten, die Juden, das Fremde sein. „Es handelte sich um eine faschistische Organisation paramilitärischer Art, mit der ÖVP und die Deutschnationalen gemeinsam ihre Heimat schützen wollten“, sagt Rudolf Muhr. Der Sprachwissenschafter der Universität Graz hält es für „ziemlich befremdlich“, dass dieser Begriff nun wieder aufpoppt – und das ausgerechnet durch die türkis-blauen Koalitionsverhandler.
Konkret wurde eines der fünf Hauptthemengebiete „Sicherheit, Ordnung und Heimatschutz“ getauft. Den Bereich – in den auch der Komplex Migration fällt – verhandeln Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) und der Rechtsanwalt Walter Rosenkranz (FPÖ). Spekuliert wird, ob die neue Regierung das Innenministerium schließlich in „Heimatschutzministerium“ umbenennen könnte.
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„Sprachliche Aufrüstung“
„Wir erleben eine kontinuierliche sprachliche Aufrüstung in der Politik“, ist Muhr überzeugt. „Zumindest unter der Oberfläche und in sozialen Netzwerken ist die Ausdrucksweise inzwischen ähnlich weit rechts wie in den Dreißigerjahren“, sagt der Germanist. Erkennbar sei das beispielsweise an der häufigen „Unmenschlichmachung“ gewisser sozialer Gruppen – wenn etwa Flüchtlinge als Schädlinge bezeichnet würden.
Dass ÖVP und FPÖ den Begriff „Heimatschutz“ nun wieder aus der historischen Mottenkiste hervorkramen, hält Muhr für Kalkül: „Das Wort wurde in der Zweiten Republik nicht mehr verwendet, weil es belastet ist“, sagt er. „Jetzt soll damit Angst geschürt werden.“ Schließlich werde signalisiert, dass die Heimat von etwas bedroht wird und Schutz braucht.
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Anleihen bei den USA
Vielleicht hat Türkis-Blau auch Anleihen bei den USA genommen: Dort wurde nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in New York ein Heimatschutzministerium (Homeland Security) ins Leben gerufen – unter dem republikanischen Präsidenten George W. Bush.
Auch in den USA sei es damals darum gegangen zu signalisieren, dass der Staat vor den „einfallenden Horden“ geschützt werden müsse, sagt Muhr. Der Wissenschafter sieht in all dem „klar rassistische Politik“. Schließlich gehe es nie um „reiche Weiße“, sondern um „arme Braune“, wegen denen der Heimatschutz hochgehalten werde. (Katharina Mittelstaedt, 20.11.2017)
Quelle: https://derstandard.at/2000068153310/Heimatschutz-Wie-Tuerkis-Blau-sprachlich-aufruestet
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„Der Heimatschutz im neuen Reich“
Werner Lindner 1934
…. Der Heimtschutz […] will die natürliche und die geschichtlich gewordene Eigenart des Vaterlandes in ihren landschaftlichen und stammesmäßigen Besonderheiten schirmen helfen. […] Heimatschutz umschließt [auch] die Arbeitsgebiete der Denkmalpflege und des Naturschutzes. […] Die Jugend soll im Sinne des Heimatschutzes erzogen werden; sie soll davor bewahrt werden, „unnatürlich denken zu lernen“….
Quelle: Linder Werner: „Der Heimatschutz im neuen Reich“; Verlag Seemann, Leipzig 1934
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Ständestaat
„Der christlichsoziale Heimatschutz war zum einen Unterschlupf für die NS Bewegung von 34 bis 36/38 und zum Anderen haben sich die illegalen NS Bonzen, wie der FPÖ Gründer Anton Reinthaller bereits mit dem Heimatschutz für die Zeit danach arrangiert, wenige, verbissene Heimatschützler wurden dann nach der Operation Otto tatsächlich inhaftiert, Österreich wurde ans deutsche Reich verkauft. (Quelle Alexander Binder)
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Quelle: http://www.bildarchivaustria.at/Pages/ImageDetail.aspx?p_iBildID=15858611
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.System Gendarmerie
Unter dem Begriff Heimatschutz wurden im Ständestaat Polizei, Gendarmerie und Bundesheer unter eine Befehlsgewalt gestellt. Nach dem Krieg erfolgte eine Aufteilung. Jetzt sollen unter der Regierung „Kurz (ÖVP) – Strache(FPÖ)“ wieder Ständestaat-Zustände hergestellt werden, wobei das System „Gendarmerie“ bereits 2005 in Polizei aufgegangen ist und die Struktur „Polizei“ schon 2005 zur Gänze zerschlagen wurde.
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