Pathologie der Burschenschafter


Überlegungen zum Burschenbundball am 04.Februar 2017 im Palais Kaufmännischer Verein in Linz

.

burschenschafter-kopf

.

Sind Burschenschafter ein Fall für die Psychiatrie?  Sie alle haben doch ein Ich-Problem, sind selten alleine überlebensfähig und leben ihre Allmachtsphantasien im sozialen Uterus der Bünde aus. Mensurengeschwängert wollen die akademisch einseitig Belasteten in martialisch-heroischer Männlichkeit zum Wohle der Gesellschaft entscheiden.

 

Männerbünde

Burschenschafter sind ein  Männerbund , ein sozialer Körper, der unbedingt rein gehalten werden muss. Diese Reinheit ist wichtig, weil sie der Identifizierung bis hin zum Verschmelzen mit einem Ideal dient, was wiederum gleichbedeutend mit einer Regression ist, also das Zurückfallen in kindliche Verhaltensmuster. (1)

 

Maskulinische Ideologie

Das Männerbündische kam im 19. Jahrhundert auf, als Frauen auf die Universitäten drängten und auch begannen sich politisch zu betätigen. Diese politische Emanzipation drängte das Maskuline in die Defensive, das der maskulinen Ideologie bis heute anzumerken ist. Im ersten Weltkrieg erfuhr diese maskulinische Ideologie eine weitere Radikalisierung. Die Kriegserlebnisse und die Erfahrungen an der Front wurden zum Ideal soldatischer und bündischer Männlichkeit mit einhergehender Stärkung des Nationalismus (3)

  

Reinheit

Sehr viele Korporationen (Burschenschaften) führen den Begriff Reinheit in ihrem Leitspruch. Das weist auf Sehnsüchte der Gruppenmitglieder hin.  Im Umfeld stetiger Verwischungen sucht der virile Mann Klarheit und Eindeutigkeit. Nichts ist ihm verhasster als das Verwischen, ein Leben im Nebeneinander gegensätzlicher Gefühle und Gedanken, eine Ambivalenz der Geschlechteridentitäten.  Alles Unreine – das Anale – wird projiziert auf Gruppenfremde. Vor allem der Jude gilt als „Grenzverwischer“  par excellence (2) und wird deshalb gehasst.

 

Demokratie

Die in einem Bund freier Männer zusammengefassten Kräfte konstituieren den Staat und sind zum Kampf geboren. Der Bund ist daher kein moralischer Verein zu irgendwelchen Zwecken, sondern eine Realität, die einen bestimmten, realen, geschichtlichen Gegner voraussetzt. Dieser Gegner wird klar bestimmt und dem weiblichen Spektrum zugeordnet, weist er doch ein ganzes Arsenal von Verlockungen auf, die sich in der „bürgerlichen Lebensform“, in der „Gesellschaft“ und im „Urbanen“ finden. Ebenfalls dem weiblichen Prinzip ordnet die maskuline Ideologie die Demokratie zu.   Ein autoritärer Machtstaat beruht auf der  mann-männlichen Freundschaft. Der deutsche Mann ist kriegerischer, weil er eben ein Mann ist und weil er eben für die Freundschaft geboren ist. Eine Demokratie führt in ihrer letzten Konsequenz  dazu, dass auch Frauen über Männer richten dürfen. Eine solche Demokratie kann in deutschen Landen niemals gedeihen (4) Demokratie als weiblicher Einfluss steht daher in einer Unvereinbarkeit zum männlichen-Mann. Aber dennoch gehen völkische Korporierte mit einer Selbstverständlichkeit mit dem Begriff Demokratie hausieren und behaupten schamlos Urdemokraten zu sein.

 

Sozialer Uterus

Die Phantasie der pathologischen Gruppe von Männerbünden repräsentiert im Unterbewusstsein die Rückkehr ins primärnarzistische Paradies, das mit mütterlichen Qualitäten ausgestattet ist. Im sozialen Uterus bildet sich daher eine eigene Realität, vor allem eine Realität an Phantasien der Reinheit, des Versorgtseins und der Allmacht, eine Phantasie, die naturgemäß im Konflikt mit den bürgerlichen Lebensformen einer urbanen Gesellschaft steht. Der Bund ist daher nicht nur ein Zusammenschluss von Identischen, sondern er ist auch mit elterlichen Qualitäten ausgestattet. Das entscheidende  am Bund ist, dass er seine Mitglieder trägt, dass er sie hält, erzieht und formt. Der Männerbund als Mutterschoß, diese Phantasie deckt sich mit den Thesen der Psychoanalyse alle zum Thema pathologische Gruppen.(4)

 

Die Frau – Göttin – das Weib

Die größte Gefahr geht im sexualphobischen Diskurs von der Frau aus. Schwache Naturen fühlen sich  durch die Erotik  der Frau angezogen. Sie drohen in erotischen Beziehungen unterzugehen und sind daher für Ehe und Familie verloren. Daher reicht es nicht, Frauen den Zutritt zum Bund zu verwehren, sie müssen auch weitestgehend – dort wo es notwendig erscheint – entwertet bzw. dort wo es die Strategie verlangt – erhöht und idealisiert werden (Mutter). Der Sinn des Lebens besteht  vor allem im Erfüllen einer Aufgabe, einem Werk, den Pflichten und nicht dem platten Glücksstreben. Alle dem männlichen Stereotyp widersprechende Einflüsse von Weiblichkeit sind daher von Bünden fernzuhalten, möglichst aber auch von der Gesellschaft. Männerbünde haben eine funktionale Bedeutung für die Ausbildung martialisch-heroischer Männlichkeit, die von weibliche Einflüssen nur denunziert werden.

 

Weltbild

Burschenschafter sind folglich Männerbünde, auf der Suche nach männlichen Identitätsstützen, Schutzsuchende vor Geschlechterdifferenzen, libidinös gebundene Brüder in hierarchischen Strukturen mit rigiden überaffimierten Gemeinschaftswerten, deren Denken und Handeln auf  spezifische fetische Formen fixiert ist, wie Ehre, Treue, Tapferkeit, Freundschaft Gefolgschaft, Fleiß und Führung und Pseudoersatz für Familie in einer hermetisch geschlossenen elitären  exklusiven Gemeinschaft mit Hang zur Geheimhaltung und Feindbildproduktion. (5)

 

Literatur

(1) Wenn die Wiederbegegnung von Ich und Ideal möglich wird, sind die Errungenschaften der Entwicklung nutzlos, ja sogar hinderlich – weil sie ja gerade wegen der Kluft zwischen dem Ich und dem Ideal allmählich erworben wurden (Casseguet-Smirgel 1981:87)

(2) Weininger 1903:270)

(3) Bruns 2005:104)

(4) Alfred Bäumler (1934 „Das akademische Männerhaus“)

(5) Völkische Verbindungen (ÖH 2016)

 

Link

Burschenbundball 2016
http://www.dahamist.at/index.php/2016/02/08/burschenbundball-2016/

Gastbeitrag von Pulmac Thurhan @Burschenbundball 2016
http://www.dahamist.at/index.php/2016/02/08/116/


Sie erreichen uns auch unter http://www.heimatohnehass.at

#Burschenschaften #Männerbünde #Pathologie 

Add a Comment