Verteidiger Europas: Benjamin F.
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07. Dezember 2016
Altbekannte Gesichter in Linz
Wie im Vorfeld vermutet und kritisiert, waren es vor allem international bekannte Größen des Rechtsextremismus, die sich Ende Oktober mit deutschnationalen Burschenschaftern, Mitgliedern der „Identitären“ und Vertretern des parlamentarischen Rechtsextremismus in den renommierten Redoutensälen in Linz zu ihrer einschlägigen „Leistungsschau“ trafen. Unter den dort anzutreffenden Personen konnte man auch „nationale“ altbekannte Gesichter „wieder entdecken“.
Die üblichen Verdächtigen
Unterstützt von einem riesigen Polizeiaufgebot und einem Sicherheitskonzept, das akribisch weite Teile der Linzer Innenstadt abriegelte, konnten sich Ende Oktober in Linz unterschiedliche Vertreter_innen des Rechtsextremismus bei einem Kongress, laut Eigenbezeichnung der „Verteidiger Europas“, vernetzen. So wurde nicht zuletzt auch den Wünschen der Veranstalter_innen Folge geleistet, Medien gänzlich von einer Teilnahme am Kongress auszuschließen, um kritische Berichterstattung zu verunmöglichen. Dennoch tauchen nach und nach immer mehr Informationen über die – laut Organisator_innen rund 600 – Teilnehmer_innen auf. Während der Salzburger Weihbischof Andreas Laun seine Teilnahme in letzter Minute doch noch absagen musste, wurde relativ schnell bekannt, dass neben den angekündigten Rednern wie Felix Menzel (Blaue Narzisse), Philipp Stein (Ein Prozent, Jungeuropa Verlag) oder Alexander Malenki (Laut Gedacht) beispielsweise auch Sascha Roßmüller (NPD-Bundesvorstand) oder Götz Kubitschek (Verlag Antaios) zu dem rechtsextremen Vernetzungstreffen angereist waren.
Die ruhigen Jahre sind vorbei
Doch auch andere, alt und vor allem einschlägig bekannte Figuren ließen sich in Linz wieder blicken. Einige Jahre schien es um Benjamin F. nun ruhig geworden zu sein, oder anders formuliert: Er hat zumindest in den letzten Jahren für keine (weiteren) Skandale mehr gesorgt. Aufgefallen war der frühere Boku-Student erstmals 2008, als er gemeinsam mit Sebastian Ploner, Küssel-Kamerad Felix Budin, Horst Pilz (aB! Olympia) sowie dem heutigen „Identitären“-Chef Martin Sellner eine antifaschistische Demonstration gegen die Angelobung von Martin Graf als drittem Nationalratspräsidenten auf der Wiener Parlamentsrampe angegriffen hatte. 2009 tauchte er beim SS-Veteranen-Treffen am kärntner Ulrichsberg auf. Die Ulrichsberggemeinschaft hatte in diesem Jahr das Treffen abgesagt und an ihrer Stelle war seitens der FPÖ zu einer Kranzniederlegung beim „Heimkehrerdenkmal“ aufgerufen worden, an der neben Gottfried Küssel, Hans-Jörg Schimanek sowie dem Leipziger Neonazi Ricardo Sturm auch Benjamin F. teilnahm. Trotz der ausdrücklichen Untersagung seitens des ehemaligen Verteidigungsministers, Norbert Darabos, am Ulrichsberg Uniformen des österreichischen Bundesheeres zu tragen, war Benjamin F. in einer solchen aufgetaucht.
Kein Jahr ohne Skandal
Ein Jahr später, 2010, organisierte die Burschenschaft Silesia, der Benjamin F. auch angehört(e), ein „Red Room Clubbing“ in einem Wiener Puff. Benjamin F. posierte mit zwei halbnackten Frauen auf dem Flyer, der zu jenem skandalträchtigen Abend einlud, der in weiterer Konsequenz auch zu„Aufräumarbeiten“ innerhalb der Burschenschafterszene führte. Im gleichen Jahr wurde außerdem bekannt, dass der Verfassungsschutz keinen Grund sah, sich von seinem Vater Josef F. als Mitarbeiter des BVT zu trennen, obwohl Benjamin F. auf einer Liste von Personen stand, bei denen eine Nähe zu Alpen-Donau.info vermutet worden war. (Siehe dazu auch jpost-Artikel) Dies verwunderte nicht nur wegen der bereits genannten Skandale, sondern vor allem angesichts möglicher Verstrickungen bei der wohl wichtigsten österreichischen neonazistischen Plattform. Hinzu kam außerdem ein Vorfall auf dem Truppenübungsplatz Seetaler Alpe, wo Benjamin F. „die Hand mehrfach zum Hitlergruß gehoben und Lieder der deutschen Wehrmacht abgesungen haben soll“ (News). Weil er stark alkoholisiert gewesen sei, hätte er sich daran jedoch nicht erinnern können, gab er in einer Befragung an und ging damit ein weiteres Mal straffrei aus. Zudemkursieren im Internet Fotos von Benjamin F., die ihn in einer SS-Uniform zeigen – Bilder, die angeblich am Rande eines Filmdrehs entstanden sein sollen.
Noch immer umtriebig?
2014 berichtete Recherche Wien noch davon, dass sich Benjamin F. wohl ins bürgerliche Leben zurückgezogen hätte und gemeinsam mit Achim Sedelmaier, der ebenfalls Burschenschafter sein soll, einen sich hip gebenden T-Shirt-Versand („Börner Wien“) im Internet betreibt. Dort können etwa „lustige“ T-Shirts mit Motiven wie „Wappla“, „Oida“ aber auch „Echter Wiener“ oder „Wiener Blut“ käuflich erworben werden. Eine genauere Betrachtung der Internetseite sowie ihres Instagramaccounts verdeutlichen nicht nur, dass Benjamins Schmissnarben sich vermehrt haben dürften, sondern auch eine sexistische Vorliebe für nackte Frauen als Werbesujets.
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Fotorechte stopptdierechten.at
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Seine Teilnahme am wohl wichtigsten deutschsprachigen rechtsextremen Vernetzungstreffen 2016, dem „Verteidiger Europas“-Kongress in Linz, verdeutlicht darüber hinaus, dass Benjamin F. nicht gänzlich im bürgerlichen Leben aufgegangen zu sein scheint. Offensichtlich kann er es doch nicht ganz lassen, alte und neue Kameraden zu treffen. Bleibt abzuwarten, ob wir ihn künftig bei einschlägigen Events wieder öfter zu Gesicht bekommen.
Artikel zum Kongress „Stoppt die Rechten“:
05. 08 2016: Identitären-Kongress in Linz geplant
19. 10 2016: Rechtsextremer Kongress in Linz: Zahlreiche Prominente fordern von LH den Rauswurf
22. 10 2016: Starker Protest gegen rechtsextremen Kongress
05. 09 2011: Verfassungsschutzbericht (V): Ein bemerkenswerter Vorfall
19. 09 2010: Burschenschaften: Das Säbelwetzen hat begonnen
Weitere Artikel zum Thema „internationale Medien“:
Jerusalem Post, 14.11.2010: Austrian intel agency engulfed in neo-Nazi scandal
NEWS, 10.11.2010: Neonazi-Homepage: NEWS veröffentlicht umfangreiche Akten über Hauptverdächtigen
dahamist.at
http://www.dahamist.at/?s=kongress
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