NSDAP, Hitler als Demagoge

Deutschland 1920;
Weimarer Republik in den letzten Zügen

 

24. Februar 1920, 19:30 Uhr
München, Hofbräuhaus

Hitler: „Ich kann nicht reden“

Hitler war im Jahr 1920 an ein Reden vor großen Massen noch nicht gewöhnt. Aber er konnte diese bereits begeistern.
Als Hilter eine Viertelstunde vor Beginn am 24. Februar 1920 den großen Festsaal des Hofbräuhauses in München betrat, war der Saal mit fast zweitausend Menschen überfüllt.  Besonders befriedigt war Hitler jedoch darüber, dass mehr als die Hälfte der Zuhörer Sozialisten waren.  Hitler hoffte, dass die Idealisten innerhalb der Sozialisten sich auf seine Seite schlagen und Störungen der Gegenseite das Klima anheizen würden.
 

Dieser Abend begann ruhig mit einer langweiligen Rede des Münchner Antisemiten, Politikers und Arztes Dr. Johannes Dingfelder. Er redete so zahm, dass sich nicht einmal die damals sehr aktiven Kommunisten provoziert fühlten. Danach war Hitlers Auftritt. Der Mann sah nicht wie ein routinierter Redner aus in seinem schäbigen blauen Anzug. Hitler begann  in ruhigem Ton, umriss die Entwicklung der letzten zehn Jahre und kam dann auf die revolutionäre Welle zu sprechen, die nach Kriegsende durch Deutschland gerast war. Dabei wurde sein Tonfall leidenschaftlich, seine Augen blitzen, er gestikulierte wie wild und erzürnte mit seiner Rede einen Teil der Zuhörerschaft. Bierkrüge flogen durch die Luft, höhnische Sprechchöre wurden skandiert und Teilnehmer sprangen auf Tische und Stühle.
 

Aber Hitler hatte vorgesorgt. Aus der Kaserne, in der Hitler zu diesem Zeitpunkt als kleiner Soldat und Agent lebte, hatte er seine Kameraden mitgebracht. Diese setze er als Ordner ein, die sich wie wild mit Gummiknüppel und Reitpeitschen auf die Störenfriede stürzten, um sie aus dem Saal zu verjagen.   Hitlers Reden waren häufig grob, jedoch ausdrucksvoll und selbst diejenigen Zuhörer, die gekommen waren, um ihn auszupfeifen, bezwang er soweit, dass sie ihm zuhörten, weil er es auch verstand, Zusammenhänge, auch für das verworrenste Gehirn, zumindest scheinbar verständlich zu machen.
 

Allmählich erwärmte sich die Zuhörerschaft für Hitlers Worte und Ideen und der Applaus begann die Zwischenrufe zu übertönen. In ätzender scharfer Form sprach Hitler von  tonnenweise gedrucktem Papiergeld, von Korruption innerhalb der sozialdemokratischen Regierung und vom alles knechtenden Ostjudentum. Der Saal tobte, Zwischenrufer verlangten „Nieder der Judenpresse! Hinaus damit!“ . Hitler forderte den Zusammenschluss aller Deutschen auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes der Völker zu einem Großdeutschland, Kolonien für den Bevölkerungsüberschuss (nicht Deutsche),  Gleichberechtigung des deutschen Volkes gegenüber den anderen NationenAufstellung eines Volksheeres,  rücksichtslosen Kampf gegen diejenigen, die als  „gemeine Volksverbrecher“ Recht und Ordnung verletzten. Den Arbeitern versprach er  die „Abschaffung des arbeits- und mühelosen Einkommens“ und den völkisch eingestellten Zuhörern gab er zu verstehen, dass die Juden unter Fremdengesetzgebung zu stellen sind und ihnen das Recht zur Bekleidung öffentlicher Ämter zu verweigern wäre.  Der Staat  solle sich verpflichten, in erster Linie für die Erwerbs- und Lebensmöglichkeiten der (deutschen) Staatsbürgr zu sorgen. Wenn es nicht möglich ist, die Gesamtbevölkerung des Staates ernähren zu können, so sind die Angehörigen fremder Nationen (Nicht-Staatsbürger) aus dem Reiche auszuweisen. Damit waren die Juden gemeint.
Der Schlussapplaus war tumultartig und für viele Besucher war klar, wenn jemand das Schicksal Deutschlands meistern könne, dann sei das Adolf Hitler.
 

Für Hitler aber war klar. Für ihn habe sich die Tür zu seiner Zukunft nun endlich aufgetan. In ihm sei nun ein Wolf geboren, der dazu bestimmt sei, in die Herde der Volksverführer einzubrechen. Aber für Hitler galt auch, seine Auftritte und die der Partei, die damals noch „DAP“ (Deutsche Arbeiterpartei) hieß, besser zu organisieren, sie zündend und lebhaft zu halten. Die ganze Atmosphäre habe handfest, erdgebunden und kameradschaftlich zu sein. Gut gelinge das mit Freibier, Wurst und Brezeln, mit Musik und Gesang für die Anhänger seiner Partei und mit erbarmungslosen Niederprügeln seiner Gegner.
 

In seinen nächsten Auftritten erschien Hitler dann als Hauptredner im psychologisch günstigsten Moment auf der Bühne, mit großer herrischer Geste. Seinen Einzug untermalte eine Kapelle, begleitet von Hakenkreuzfahnen, die vom jubelnden Publikum geschwenkt wurden. In der Regel begann Hitler seine Reden vor großem Publikum wieder in einem ruhigen Ton. In dieser Anfangsphase suchte er die Stimmung des Publikums zu erspüren um dann mit gesteigertem Redeschwall und unterstützenden Gesten, die Zuhörer in eine fast außer Kontrolle geratende Begeisterung zu verführen. Seine Kameraden von der Kaserne waren immer dabei. Als Saalschutz prügelten sie Hitlers Gegner gnadenlos nieder.
 
Agiert die Nachfolgepartei der NSDAP heute nicht wieder so?

 
Aber warum erkennt das keiner?

 

Add a Comment