Haimbuchner liebt Terroristen?
|Prof. Andreas Gruber, bekannt als Regisseur des Filmes „Hasenjagd“ beschreibt im Kurier, wer der Lieblingsautor vom Obmann der FPÖ-OÖ, Manfred Haimbuchner, ist.
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Manfred Haimbuchner in „Dahamisten-Uniform“
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Kurier
14. August 2016
Der Lieblingsautor von Haimbuchner ist ein Terrorist
Herr Haimbuchner beschwört den Niedergang Europas und schürt die Angst vor islamischen Terroristen. Dies ist insofern bemerkenswert, da Herr Haimbuchner sich noch im vergangenen November (2015) in besonderer Weise als Terroristenversteher geoutet hat. Er nannte als seinen Lieblinsautor den rechtsextremen antisemitischen Terroristen und rechtskräftig verurteilten Attentäter „Ernst von Salomon“. Dieser war 1922 an der Ermordung des jüdischen Außenministers Walter Rathennau beteiligt. Als Literat ist Herr Salomon keiner Erwähnung wert, doch er offenbart in seinen Schriften in erster Linie seinen Zynismus, aber keine Reue.
Das ist der Lieblingsautor des Herrn Haimbuchner, obwohl er doch die Auswahl hatte. Nein, nicht Goethe, nicht Lessing, nicht Heine, nicht Bachmann und auch nicht Thomas Mann oder Thomas Bernhard, Herr Haimbuchner entscheidet sich für den Terroristen Salomon, warnt aber dann vor Terroristen und beklagt den Niedergang Europas (Prof. Andreas Gruber)
Der online-Blog Stoppt die Rechten“ berichtete im November 2015 darüber. Haimbuchner der Wolf im Schafspelz ist Alter Herr des Corps Alemannia Wien zu Linz, jene extrem nationalistisch eingestellte „Burschenschaft“, die zu ihrem Corp-Kameraden nach wie vor den überzeugten Nationalsozialisten Horst Wessel zählt, dem Begründer des Horst Wessel Liedes.
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„Stoppt die Rechten“
12. November 2015
Leberkäse und ein brauner Lieblingsautor
Manfred Haimbuchner, der oberösterreichische FPÖ-Vorsitzende und seit kurzem auch Landeshauptmannstellvertreter, hat als seinen Lieblingsautor Ernst von Salomon genannt. Ganz offiziell auf den Seiten des Landes Oberösterreich. Das hat was, denn Ernst von Salomon kämpfte zeit seines Lebens gegen Parlamentarismus und Demokratie – in Worten und mit Taten. Salomon war ein rechtsextremer Terrorist und auch Nazi mit Brüchen und Widersprüchen.
Leberkäse und Schweinsbraten, die Lieblingsspeisen von Haimbuchner, sind schon ziemlich deftige Kost, aber sein Lieblingsautor Salomon übertrifft das bei weitem. Der Schriftsteller Salomon ist mittlerweile weitgehend unbekannt. Wenn ihn ein blauer Spitzenpolitiker aber als Lieblingsautor benennt und so wieder öffentlich machen will, dann ist es zweifellos angebracht, sich mit ihm zu beschäftigen und die Verbindungslinien zwischen den beiden zu suchen.
Salomon, geboren im Jahr 1902 als Spross einer Adelsfamilie, wurde schon im zarten Alter von 16 Jahren Mitglied rechtsextremer militanter Gruppierungen. 1920 nahm er am Kapp-Putsch, einem gescheiterten Putschversuch gegen die Weimarer Republik teil.
1922 war er beteiligt an der Ermordung des deutschen Außenministers Walter Rathenau, wurde dafür vor ein Gereicht gestellt und auch verurteilt. Der 20-jährige Salomon war zuvor schon an einem Feme-Mordversuch an einem Mitglied der rechtsextremen, antisemitischen und klandestinen Terrororganisation Consul beteiligt, zu der auch er gehörte.
Eigentlich ist der politische Lebenslauf Salomons, der eng mit seiner literarischen Karriere verknüpft ist, in dem Wikipedia-Eintrag über ihn sehr gut dargestellt. Sein wichtigstes Werk vor der Nazi-Ära war wohl der Roman „Die Geächteten“ (1930), der ebenso stark autobiographische Züge aufwies wie das Nachkriegsopus „Der Fragebogen“, das ein Bestseller wurde.
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In den „Geächteten“ (1930) glorifizierte Salomon seine Putsch- und Terror-Ära, in dem Roman „Der Fragebogen“ (1951) beklagte Salomon sein Schicksal als von den US-Behörden mit dem „Fragebogen“ zur Entnazifizierung belasteter Nazi. Denn Salomon war nicht nur rechtsextremer Terrorist, sondern auch Nazi. Allerdings ein Nazi mit Brüchen: ein Antisemit mit einer jüdischen Freundin, ein elitärer und gewalttätiger Rechtsextremist, dem die Nazis zu simpel waren, ein Nationalsozialist, der trotz Parteibuch in Distanz zum Regime blieb, ein Schriftsteller, der im NS-Regime ordentlich verdiente, aber einem Freund mitteilte: „… vielmehr bin ich ein ganz korruptes Schwein geworden, das den schäbigen Rest von Seele glatt für die Brosamen verkauft, welche vom reich besetzten Tisch der UFA fallen …“.
Der österreichische Schriftsteller Alfred Polgar hat mit Ernst von Salomon und dessen Roman „Der Fragebogen“ in dem Aufsatz „Eine gespenstische Erscheinung“ abgerechnet, es schon vorher in einem Brief als „voll faschistisch-nazistischer Propaganda“ bezeichnet. Das Buch war in den Nachkriegsjahren deswegen so beliebt, weil es Salomon literarisch gelang, die von den US- Entnazifizierungsprogrammen erfassten Altnazis, egal ob Parteigranden und Einpeitscher oder einfache Parteisoldaten, hinter der Botschaft zu versammeln, dass „den Deutschen“ schon wieder Unrecht geschehe.
„Dass aber die Nationalsozialisten mit Salomon das Ziel teilten, Deutschland um jeden Preis zu neuer Größe zu verhelfen, fällt dabei völlig unter den Tisch. Ernst von Salomon ist nicht angetreten, um alles anders zu machen als die Nationalsozialisten, sondern um es besser zu machen. Seine Abwendung von der Politik nach 1933 ist von dem Gefühl bestimmt, dass Hitler und seine Anhänger den Nationalismus verhunzt hätten“ (Frankfurter Rundschau).
Möglicherweise ist das auch ein Anknüpfungspunkt für Haimbuchners Vorliebe für Salomon. Vielleicht sind es auch die vielen Brüche und Identitäten bei Salomon, die Haimbuchner an Salomon faszinieren. Oder sein elitäres Selbstverständnis, das bei Haimbuchner nicht nur in seiner Mitgliedschaft zu einem Corps (Corps Alemannia Wien zu Linz) , sondern auch in seiner Verbindung zum Witikobund (dessen stellvertretender Vorsitzender Haimbuchner war) oder auch seiner Rolle beim Attersee-Kreis zum Ausdruck kommt.
Unterm Strich bleibt: Ernst von Salomon war rechtsextremer Gewalttäter, der an einem wesentlichen politischen Mord (Walter Rathenau) bzw. Mordversuchen beteiligt war, der Nationalsozialist war, aber sich in seine private Lebensführung von den Nazis nicht dreinreden lassen wollte, und der über all das ein in den Nachkriegsjahren aus bestimmten Gründen erfolgreiches Buch geschrieben hat. Dieser Mensch ist der Lieblingsautor eines blauen Landeshauptmannstellvertreters. Was sagt uns das?
Das Berliner Volksblatt „Vorwärts“, Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, berichtete am 24. Juni 1922 in einer Sonderausgabe:
RATHENAU ermordet!
Um 1/2 12 Uhr teilte der Reichskanzler den in der Wandelhalle des Reichstags versammelten Abgeordneten mit, dass vor etwas einer halben Stunden der Außenminister Dr. Rathenau ermordet worden sei.
Als Dr. Rathenau heute vormittag 11 Uhr sein Automobil vor seinem Hause in der Königsalle im Grunewald bestiegen hatte, näherte sich von der entgegengesetzten Seite ein elegantes Privatautomobil, das den Wagen des Ministers bis zur Königsallee, Ecke Wallotstraße, verfolgte. Hier überholte das Privatautomobil, in dem sich drei Leute mit dunklen Brillen befanden, das Automobil des Ministers. In demselben Augenblick, als das Auto in die Wallotstraße einbog, erhob sich einer der bebrillten Leute und warf eine Handgranate in das Auto des Ministers. Die Granate explodiere, Rathenau richtete sich einen Augenblick auf und brach dann zusammen. Der Chauffeur fuhr mit dem sterbenden Minister sofort in dessen Wohnung zurück, während einige Passanten die Verfolgung des flüchtigen Autos aufnahmen.
In der Wandelhalle des Reichstages sind jetzt die deutschnationale Abgeordneten nicht zu erblicken, sie haben sich zurückgezogen, um den Verwünschungen und Drohungen der übrigen Abgeordneten zu entgehen.
Über die Täter ist Näheres noch nicht bekannt.
MASSEN, haltet Euch bereit!
Lesenswert:
Vor 60 Jahren prangerte Ernst von Salomon den Entnazifizierungs-Fragebogen der Amerikaner in einem Roman an. Zum Beststeller wurde er, weil den Nerv der Zeit traf.
Rüdiger Ahrens, Die Verhunzer des Nationalismus, Frankfurter Rundschau.
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