Der Serbische Dominator

22. April 2016
Aleksander Vucic, Serbiens Premier, im Wahlkampf. Ein Sittenbild der Serbischen Partei „Serbische Fortschrittspartei“ (SNS). Ein Sittenbild, dass perfekt zur FPÖ passt, weshalb mit Aleksander Vucic und der SNS auch enge Freundschaft gepflegt wird.
Zrenjanin/Belgrad
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Rhythmisches Klatschen kündigt den Heilsbringer an. Tosender Beifall übertönt die Hymnen, als der Chef von Serbiens nationalpopulistischer Fortschrittspartei (SNS) auf das Podium schreitet. „Vucic, Vucic, Vucic“, skandiert die Menge im Sportpalast im nordserbischen Zrenjanin in Richtung des Regierungschefs Aleksander Vucic. Er wolle bei der Parlamentswahl am Sonntag einen „klaren Sieg“, verkündet der hochgewachsene Premier. „Es stehen uns fünf Jahre Wachstum bevor. Wir werden abgehen wie ein Rakete!“
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Perfekt geölte PR-Maschinerie und auf Regierungslinie gebrachten Medien:

Nicht weniger als 40 Busse mit Parteianhängern aus dem ganzen Land haben vor der Sporthalle in Zrenjanin geparkt. „Ich habe Hunger, helfen Sie mir!“, schreit eine Zwischenruferin- und wird von den Saalordnern unter Beifall des Publikums und einem launigen Kommentar Vucics sofort des Saales verwiesen. Die perfekt geölte PR-Maschinerie wird von fast vollständig auf Regierungslinie gebrachten Medien assistiert. Serbiens allgegenwärtiger Dominator, der schon unter Machthaber Slobodan Milosevic in den 1990er Jahren als Informationsminister gedient hat, sei ein unübertrefflicher Propaganda-Manipulator, bescheinigt ihm sein einstiges Idol, SRS-Chef Vojislav Seselj: „Aber er übertreibt. Er ist überall: „Stellen Sie die Waschmaschine an, dreht sich Vucic. Stellen Sie das Bügeleisen an, dampft schon wieder er.“
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Schlechte Wirtschaftslage:

Doch trotz des Credos von Vucic dümpelt Serbien als angeschlagener EU-Anwärter selbst im regionalen Vergleich den Nachbarn deutlich hinterher. „Der Balkan-Tiger am Boden“ titelt das Wochenblatt „NIN“ das die Schlüsseldaten von acht Balkanstaaten verglich. Bei der Wirtschaftskraft, dem Wachstum, der Inflation, der Kaufkraft und den Löhnen rangiert Serbien auf dem letzten Platz.

„Neue Energie und neue Minister“ gelobt Vucic. Doch bei der Frage der Notwendigkeit des Urnengangs scheiden sich die Geister. Manche Kritiker werfen Vucic vor, mit den vorgezogenen Neuwahlen nur die überfällige Liquidierung hochdefizitärer Staatsbetriebe verschieben zu wollen.

Im Westen wird der Ex-Nationalist Vucic als berechenbarer Garant der Stabilität geschätzt. „Vucic liefert“, lautet die oft gehörte Diplomatenbilanz. „Vucic ist schlau – und gehorcht dort, wo er zu gehorchen hat“, meint hingegen Analyst Bakic, der Vucic einen autoritären Regierungsstil bescheinigt. Der EU und den USA sei Stabilität immer am wichtigsten gewesen: „Ob ein Land autoritär geführt wird oder nicht, interessiert den Wesen nicht. Nur wenn es nun wie in Mazedonien zu Chaos kommt, erinnert sich der Westen, das etwas nicht in Ordnung ist..“
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Quelle: Auszüge: Die Presse vom 22. April 2016
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