Offener Brief an Susanne Winter

Rekonstruktion:  Bericht vom 03. August 2014

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Vorab, damit Sie sich nicht die Mühe machen müssen, den gesamten Text zu lesen – wir fordern Ihren Rücktritt! Sofort!
Nicht nur, dass Sie zu Schülern gesagt haben sollen, dass “im Stadtpark (Anm.d.Redaktion: in Graz) ein Tierbordell errichtet werden soll, damit muslimische Männer dorthin gehen können und sich nicht an den Mädchen im Stadtpark vergreifen” und auf einer Rede beim FPÖ-Neujahrstreffen behaupteten, dass “dieser Mohamed ein Kinderschänder” sei. Nein, Sie müssen noch eines drauflegen und am 02.08.2014 auf Ihrer Facebook-Seite ein Foto von einem von einer Granate zerfetzten Kind veröffentlichen – mit dem Hinweis, dass dies aus Palästina sei.  Journalistische Sorgfalt ist noch nie Ihr Talent gewesen – sonst hätten Sie durch wenige Mausklicks herausfinden können, woher dieses Foto wahrscheinlich stammt – nämlich aus Syrien (darauf deuten diverse Quellen hin) . Ebenjenes Land, wo seit zwei Jahren Bürgerkrieg herrscht und wo jedes Mal, wenn auf europäischer Ebene darüber diskutiert wird, mehr Flüchtlinge in Europa aufzunehmen, ausgerechnet Ihre Partei abwertend von “Import von Terroristen” spricht. Aber Sie müssen dieses tote Kind für eine (unterschwellige) antisemitische Botschaft benutzen.

Ja, Frau Susanne Winter, nun haben Sie den Bogen ein weiteres Mal überspannt, mehr noch – Sie sind weit über das, was man von Ihnen als “normal” kennt (und das heißt schon einiges), hinaus geschossen und haben in mehrfacher Hinsicht pietätlos, abwertend und geradezu grausam agiert. Selbst einige Ihrer bisherigen Parteifreunde bzw. -fans, die Sie als rechtskräftig Verurteilte im Nationalrat tolerieren und sogar unterstützen, finden Ihr Posting geschmacklos und fordern dessen Entfernung. Sie allerdings legen noch ein Schäufelchen nach – indem Sie zwar das Ursprungs-Posting entfernen, jedoch gleich darauf eine “mühevoll” abgedunkelten Version neu posten und setzen sogar noch eines oben drauf (wobei man das zuvor für unmöglich gehalten hätte) und verweisen darauf, dies nur aus Pietät der soeben verstorbenen NR-Präsidentin Barbara Prammer gegenüber getan zu haben. Übrigens ist auch auf der neuen Version klar erkennbar, dass es sich um ein von einer Granate zerfetztes Kind handelt.

Offiziellen Widerspruch aus den eigenen Reihen erhalten Sie, wie üblich, keinen. Ihre Partei “der Jugend” unterstützt somit eine Person, die auf einem Medium ein Bild postet, auf dem ein Kind mit zerfetzten Eingeweiden und  zwei von Sprengsätzen zerfetzten Händen zu sehen ist. Eventuell folgt aber demnächst eine Erklärung Ihres BPO, dass wieder einmal Ihr FB-Account gehackt wurde (zum wievielten Mal wäre das dann?).

Ihre Partei “der Jugend” unterstützt Sie also auch weiterhin – eine Person, die  auf das Prinzip des Jugendschutzes pfeift. Denn Sie machen durch die Veröffentlichung dieses grausamen Fotos auf einer Socialmedia-Plattform die extreme Ansicht eines Bildes auch Jugendlichen ab 14 Jahren frei zugänglich (ab diesem Alter darf man sich auf Facebook anmelden) – und das alles (das muss man sich immer wieder bewusst machen) auch noch auf der offiziellen Facebook-Seite einer im Nationalrat sitzenden Repräsentatin unserer Republik.

Zynisch geradezu angesichts der Tatsache, dass Ihre Partei “der Jugend”, sich unter dem Deckmantel des Jugendschutzes darüber echauffiert, dass auf einem Plakat eines international anerkannten Künstlers für ein Fest der Toleranz männliche und weibliche Geschlechtsmerkmale auf demselben Körper zu sehen sind.

Sie als offizielle Repräsentantin und gewählte Vertreterin des Volkes haben die Verantwortung und die Pflicht, sich für unser Land und für unsere Bevölkerung einzusetzen. Und was haben Sie mit diesen Aktionen tatsächlich geleistet? Sie treiben einen Keil zwischen die Menschen, tragen zu Verrohung und Hetze bei.

Wenn Sie, Frau Susanne Winter, auch nur einen Funken Anstand besäßen, müssten Sie umgehend zurücktreten. Wobei hier der Umstand, dass Sie als rechtskräftig verurteile Person dieses Amt niemals hätten antreten dürfen, schon für sich eine sehr ungute Pikanterie ist. Aber unser Glaube an Integrität und Einsicht ist weiterhin aufrecht – daher wiederholen wir unsere zu Beginn dieses Artikels gestellte Forderung: “Frau Nationalratsabgeordnete Susanne Winter – treten Sie umgehend zurück!”

 

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