Wollen Sie wirklich Opfer der Politik sein?


Gastbeitrag von Uwe Sailer

Karl Pogutter, Stadtpolizeikommandant von Linz gab den OÖN ein Interview.

.

 

Karl Pogutter rechts,  links Detlef Wimmer (FPÖ)

.

Der Stadtpolizeikommandant von Linz, Brigadier Karl Pogutter, nimmt´s zynisch.  Seit Wolfgang Schüssel mit seiner ÖVP gegen Österreich putschte – das war im Jahr 2000 – und das Innenministerium in die Hände von Ernst Strasser (ÖVP) fiel, blieb kein Stein auf dem anderen. Auch Strasser musste weichen.

Aus der ehemals verdammt gut aufgestellten Polizeidirektion Linz wurde ein etwas besserer Gendarmerieposten, mit Nachteilen, die sich bis heute bemerkbar machen.  Karl Pogutter,  ein nunmehriger FPÖ-affiner Opportunist und ehemaliger strammer SPÖ-Parteibuchsoldat mit Hang zum Klopapierträger, monierte sich zum Obermacher der öffentlichen Sicherheit in Linz.  Seinen Rang als Brigadier  hat allerdings politisch schon längst der selbsternannte Sicherheitsstadtrat, jedoch aus Sicherheitsgründen (Bund freier Jugend) vom Bundesheer entorderte Detlef Wimmer von der FPÖ Linz übernommen. Aber auch hier trägt Pogutter Klopapier.

Der Beweis an Fakten findet sich auf der Straße von schwer bewaffneten Polizisten, die täglich müden Auges die Straße auf und ab patrouillieren müssen. Ein Job, der massiv wider den Marketingstrategien ausgewiesenen Action-Daseins-Berufes steht.  Kein Wunder, dass viele nach der Ausbildung der Stadt den Rücken kehren oder versuchen in den Innendienst versetzt zu werden.

Nach der Devise „nichts wie weg“ flüchten auch viele Altgediente, vor allem aber auch vor dem Führungsstil des Herrn Brigadier. Kein Wunder, dass der Stadt nun schon seit Jahren 40 Dienstführende  und viele Kriminalbeamte fehlen, also jenes engagierte mittlere und ermittelnde Management, mit dem Erfolge eingefahren werden können,  ein Management, auf das auch keine  in der freien Marktwirtschaft reüssierende Firma verzichten kann.

Die Crux der eigenverantwortlichen Innenministeriums-Problematik spielt nun zusehends den Kornblumenträgern mitsamt ihrer AUF in die Hände. Ein Problem, das die ÖVP zuerst nicht wahrhaben wollte, nun aber zu spät erkannt haben dürfte, just jene Partei, die nun frei nach dem Motto der bayerischen CSU agiert: „Rechts neben uns darf kein Platz mehr sein“.

Aber Linz kann sich dennoch trösten. In Wien ist es noch ärger, seitdem diese Stadt unter dem Motto: „“Was in Bad Ischl funktioniert, funktioniert auch in Wien“ (© Lang), sicherheitspolitisch regelrecht dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Ich verstehe die Kollegen, wenn sie sich frustriert einer FPÖ zuwenden. Aber diese Kollegen verstehen leider nicht, dass diese FPÖ nie willens ist im Interesse Österreichs zu agieren, sondern nur willens ist, im Interesse ihres eigenen Machtanspruches zu handeln.

Das nachstehende Interview mit Karl Pogutter in den OÖN vom 09.01.2017 möge sowohl zwischen den Zeilen, als auch unter der Prämisse dieses Vorspanns verstanden werden, zumal Karl Pogutter hier verdammt offen Klartext spricht. Aber genau das lässt ihn wieder achten.

 


Interview übernommen von OÖN vom 09.01.2017
http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/linz/Wir-stossen-an-unsere-Grenzen;art66,2449982

.

„Wir stoßen an unsere Grenzen“

LINZ. Karl Pogutter, Stadtpolizeikommandant von Linz, im Interview über Personalprobleme sowie die Auswirkungen auf Sondereinsätze und die Vorbereitung auf Terroranschläge.

Warum die Linzer Polizei bei einem möglichen Terroranschlag an die Kapazitätsgrenzen stößt und warum er die Forderung von Bürgermeister Klaus Luger (SP) nach 100 bis 150 zusätzlichen Polizisten für die Stadt Linz als „Luftschloss“ bezeichnet, erklärt Stadtpolizeikommandant Karl Pogutter ausführlich im Interview:

OÖNachrichten: Herr Pogutter, wie sicher ist Linz?

Ich würde sagen, sehr sicher. Aber das Problem ist, das zu belegen. Wenn ich mich international vergleiche, ist Österreich eine Insel der Seligen, wie Papst Paul VI. sagte. Und das sind wir immer noch.

Trotzdem keimt das Gefühl von Unsicherheit in vielen.

Unsicherheit ist ein subjektives Gefühl und oft nicht notwendig. Etwa wenn weit weg etwas passiert, wie die Anschläge in Berlin.

Stichwort: Nach dem Anschlag in Berlin wurden auch bei uns die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Polizisten haben mit Sturmgewehr und kugelsicherer Weste patrouilliert. Werden wir uns in Zukunft an dieses Bild gewöhnen müssen?

Ich hoffe nicht. Nur momentan schaut es danach aus.

Großunfälle werden laufend geprobt. Aber gibt es Planungen, wie die Einsatzkräfte bei einem möglichen Anschlag reagieren?

Landespolizeidirektor Andreas Pilsl hat eine Terrorgroßübung im heurigen Jahr angekündigt. Nur Trockenschwimmen ist auch etwas anderes als Schwimmen.

Und wie wird in so einem Fall dann tatsächlich reagiert?

Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin haben wir noch in der Nacht unseren Maßnahmenkatalog überarbeitet und uns gefragt, was das Attentat für Linz bedeutet. Dabei geht es um unmittelbare Sicherheitsmaßnahmen, denn Terrorismusbekämpfung allgemein liegt nicht in unserem Aufgabengebiet. Im Büro des Stadtpolizeikommandanten hängt ein Bild von einer Demo mit der Forderung: Mehr Polizei für Linz.

Sind für solche Einsätze genügend Einsatzkräfte verfügbar?

Nein.

Also bräuchte es die von Bürgermeister Luger in einem OÖN-Interview geforderten zusätzlichen 100 bis 150 Beamten?

Schaun S’, ich bin kein Politiker.

Aber Sie brauchen Personal.

Ja. Aber es ist illusorisch. Denn in einem Ausbildungskurs sitzen derzeit 25 Leute. Für ganz Oberösterreich gibt es drei Kurse, die 24 Monate dauern. Wir brauchen allgemein zu lange, bis ein Polizist auf die Welt kommt. Ich muss also mit den Leuten auskommen, die ich habe. Ich kann Luftschlösser bauen, aber nicht darin wohnen.

Ihre Beamten waren zu Beginn der Flüchtlingskrise quasi rund um die Uhr im Einsatz. Hat sich das heuer im Dienstkalender niedergeschlagen?

Nein. Diese Überstunden werden bezahlt, aber was wir mitschleppen, ist die Dauerbelastung, die nicht enden will. Wir stoßen momentan an die Grenzen, was meine Leute noch zu leisten vermögen. Ich traue mich oft nicht mehr Überstunden anzuordnen, weil das für die Beamten gefährlich wird. Noch dazu kommt in den nächsten Jahren eine Pensionswelle auf die oberösterreichische Polizei zu.

Wie sehr trifft diese die Linzer Abordnung?

Wir haben viele Abgänge, und das werden noch mehr. Allein im Kriminalreferat gehen in den nächsten zwei Jahren 15 Leute in Pension. Mir fehlen 40 dienstführende Beamte. Sie fehlen auch, um die jungen Polizisten anzuleiten.

Themenwechsel: Ein Brennpunkt in der Innenstadt ist der Hessenplatz. Sind die Probleme mit den Drogenhändlern unter Kontrolle?

Wir fahren immer noch unsere Aktion und sperren immer wieder Drogendealer ein.

Wie lange wird die Aktion fortgeführt?

So lange ich die Leute dafür habe. Die Mannstunden sind gewaltig, denn wenn ich eine Festnahme erzielen und jemanden rechtskräftig verurteilen will, brauche ich 15 bis 20 Polizisten. Das ist ein enormer Aufwand.

Und eine von Landespolizeidirektor Pilsl geforderte Sondereinheit, könnte die Abhilfe schaffen?

Ich kann nur hoffen, dass eine solche nicht zu Lasten von Linz (Anm.: die Polizeieinheit der Stadt Linz) geht. Denn die Leute, die sich dafür melden, sind dann für mich nicht mehr verfügbar, und dann bleibt irgendetwas anderes auf der Strecke.

Eine Maßnahme, wo nicht nur die Polizei, sondern auch der Ordnungsdienst aktiv ist, ist das sektorale Bettelverbot, das seit Mai 2016 in Kraft ist. Wie gut funktioniert das aus Ihrer Sicht?

Ich hatte anfangs keine Freude damit. Aber ich klopf’ auf Holz – es klappt ganz gut. Ich muss ehrlich sagen, da hilft der Ordnungsdienst sehr, und die Polizei muss nicht immer anrücken, weil die Handhabung gegen organisierte Bettler leichter wurde.

Zum Schluss, welche Wünsche haben Sie fürs neue Jahr?

Für die Arbeit, dass es eine Sondereinheit für die normale Polizeiarbeit gibt (lacht), und generell, dass jeder dazu beiträgt, dass die Sicherheit gewährleistet ist. Denn die Polizei kann die Gesellschaft nicht verändern, sondern die Leute müssen toleranter miteinander umgehen und wieder mehr aufeinander achtgeben.


.

12.Jänner 2017
Kommentar von Dagmar Andree in den OÖN Seite 17 vom Mittwoch 11.Jänner 2017

Ich fühle mich in Linz sehr sicher

Oh bin ganz bei Stadtpolizeikommandant Pogutter, der im OÖN.Interview meinte, wir müssen toleranter miteinander umgehen und mehr aufeinander achten. Wenn mich etwas stört, dann kann ich das auch höflich sagen – es braucht nich timmer den Ruf nach Polizei und Verbot – der eben mal ganz einfach Luft holen und akzeptieren, st gar nicht so schwer!

Ich fühle mich in Linz sehr sicher, mag die Menschen, die hier leben, in all ihrer Buntheit, gebe Bettlern auch mal was, weil ich froh bin dass ich nicht davon leben muss, bin auch nachts ohne Angst unterwes – einfach weil Linz eine sichere, schöne Stadt ist. Auf respektvolles Verhalten muss umgekehrt auch die Polizei achten – wenn drei Uniformierte mit Körperschutz und Gewehr nebeneinander durch die Landstraße „marschieren“, so dass Passanten ausweichen müssen – derzeit leider auch in den Schneematsch – dann hat das auch was mir Respekt zu tun.

Polizisten mit massenweisen Überstunden sind gefährlich, für sich selber und ihre Gesundheit, aber auch für die öffentliche Sicherheit. Daher weniger Symbolpolitik mit Herumstehen in der Landstraße, das erzeugt nur noch mehr Unsicherheitsgefühl, bindet aber viel Zeit. Stattdessen mehr hinschauen, mithelfen, locker bleiben und lebendeinges Stadtleben in seiner Buntheit genießen.

.

ooen-leserberief-andreee-170112

.


#Detlef Wimmer #Karl Pogutter #Dagmar Andree

Add a Comment