Rechtsextreme Burschenschaft: Germania zu Ried
|Gastbeitrag von Uwe Sailer
Die Jungen Grünen Ried luden am 23. Jänner 2016 um 18:30 Uhr zum Themenabend „Zwischen rechtsextrem und konservativ – Das Weltbild der Burschenschafter“ ein. Die Veranstaltung fand beim Rieder Wirt, Vogelweg 2, statt. Der Saal war gefüllt, das Thema dürfte wohl viele interessiert haben.
So mancher der Zuhörenden sah nicht mehr so jung aus und passte auch nicht so richtig zum Zielpublikum. Einige erweckten daher das Interesse der geladenen Gäster. Völlig inkognito wollten sich nämlich Anhänger von FPÖ, RfJ und der Burschenschaft Germania zu Ried unter die Gäste mischen. Einfach so, nur zuhören, vielleicht spionieren, ein Bier trinken und dann wieder heimlich davonschleichen. Allerdings hatten sie die Rechnung ohne dem Veranstalter gemacht. Es ist nämlich immer ein Zeichen von Kultur, als nicht wirklich geladener Gast, höflich anzufragen, ob dem Vortrag eventuell beigewohnt werden dürfte. Diese Kultur ließen die Germanen vermissen, obwohl sie so auf „Ehre, Treue, Vaterland“ pochen.
Ich forderte sie daher öffentlich auf, sich zu erheben und vorzustellen. Und siehe da, nur die zwei Jüngsten, jene vom RfJ kamen meiner Aufforderung nach. Einer der beiden wollte mit seinem Bier gar flüchten, ich beorderte ihn an die „Front“ zurück. „Ein ´Germane` flüchtet nicht, prägte ich ihm ein. Und da sich nun die wunderbare Gelegenheit bot, die Freunde eines anderen (Un)Kulturkreises in die interaktive Kommunikation des Vortrages miteinzubeziehen, war der Jüngere mit Seitenscheitel auch schon aufgefordert über Moritz von Arndt etwas zu erzählen. Auf diese Person bezieht sich ja die Burschenschaft „Germania“. Es herrschte Stille. Ein nicht wirklich Wissen brach hervor und dann wieder Stille, vielleicht ein Philosoph, setzte der Jüngling nach.
Not bahnte sich an, und da ein Burschenschafter einem anderen in solchen Lebenslagen immer in Treue und Ehre fürs Vaterland beizustehen hat, stellten sich seine Begleiter ihrer Verantwortung und siehe da und staune, die halbe Burschenschaft Germania erhob sich und war ausgerückt um meinem Vortrag zu lauschen. Flüchten kam jetzt nicht mehr in Frage. Sie wurden eingebunden in den Gesamtvortrag und verpflichtet die Sicht der Dinge nach ihre Weltanschauung kundzutun. So mancher Bundesbruder war da ein -Wart, wie Dietwart, oder Säckelwart, Fux oder alter Herr oder Stellvertreter.
Die a.cSV! Germania zu Ried i.I. ist eine schlagende Rieder Mittelschulverbindung und nennt sich „alldeutsch conservative Semestralverbindung“. Sie beruft sich auf Moritz von Arndt und verkündet auf ihrer Webseite „Kein engherzig parteipolitisches Sinnen bildet unser geistiges Fundament, sondern ein idealistisches Streben im besten Arndt-schen Sinn“.
Wer sich auf Moritz von Arndt besinnt, ist kein Demokrat, der ist einer, der Antisemitismus unterstützt, der alles Fremde zu hassen, das „Teutschtum“ unbefleckt zu wahren, alles Ausländische auszugrenzen und mit Hass und Hetze zu begegnen hat.
Unsere „Freunde“ von der Burschenschaft redeten sich gehörig in Not, konnten nicht erklären was Demokratie wirklich ist, warum sie ihren Fechtboden nicht für alle öffnen, wo es gerade in Ried viele auch weibliche Fecht-Begeisterte gibt, warum Frauen in der Burschenschaft nicht erwünscht sind, weil sie eben ein Männerbund sind, aber doch wieder nicht, warum sie 1848 Menschenrechte und Bürgerrechte brachten, obwohl sie 1848 gar nicht existierten und warum ihnen „Ehre, Treue, Vaterland“ so wichtig erscheint und was denn damit eigentlich gemeint war.
In ihrer Not sprudelten sie Stehsätze heraus, wie „Wir sind die neuen Juden“, einer der Burschenschafter , deutete sogar den Judenstern an seiner Brust an, ein anderer wollte Vaterland über den Krieg erklären und der nächste vermeinte gar nicht ausländerfeindlich zu sein, haben sie doch in ihrer Burschenschaft einen aus Guatemala, der, wie sich später herausstellte deutsche Wurzeln hatte.
So verwendeten sie mehrmals den Ausdruck „freiheitlich demokratisch“ ohne zu wissen, dass sie damit ethnokratisch ausdrücken, weil freiheitlich für Burschenschaft „Freiheit für das Volk“ aber nicht „Freiheit für den Einzelnen“ bedeutet.
Aber wie sagte der schlagende Burschenschafter der Scardiona Schärding und Innviertler Lutz Weinzinger in einer larmoyanten Rede im Jahr 2006 zum Thema „Missbrauch der Pressefreiheit“ einmal.
„Wir müssen uns wirklich überlegen, wie wir unser Bild wieder zurechtrücken können, weil wenn wir uns den Mainstream so anschauen, dann sieht es für die Zukunft düster aus. Es kann nicht sein, dass man sich schämen muss, Burschenschafter zu sein“.
Dabei wäre es doch ganz einfach, nur die demokratischen Spielregeln zu beachten, liebe Burschenchafter. Jeder ist an Würde und Rechten gleich und zwar wirklich jeder, nicht nur der „Teutsche nach Arndt´schem Sinn“.
Es wäre nicht Ried, wie das online-Magazin „Datum“einmal schrieb, würden sich nicht nachher die politischen Gegner auf ein Bier zusammensetzen und nicht Satisfaktion auf der Blutwiese einzufordern.
Vielleicht gibt es ein Wiedersehen und hat die a.c.SV! Germania ihre Webseite vom „Arndt´schen Sinn dann befreit und vielleicht doch einen Satz mehr über ihr Wirken während der NS-Zeit eingefügt. Dass ausgerechnet ein Germane nun Sicherheitslandesrat von OÖ ist, nämlich Elmar Podgorschek, der damals mit den Kellernazis Österreichs in Braunau mitmarschierte, das ist ein weiteres Kapitel, dass auch noch unbedingt besprochen gehört.
Und was schrieben die Germanen einige Tage später auf ihrer Homepage über diesen Vortrag?
„Die Jungen Grünen Rieds beschäftigten sich am 23. Januar 2016 beim Rieder Wirt erfreulicherweise mit dem Thema „Burschenschaften“. Unter dem Titel „Zwischen rechtsextrem und konservativ – Das Weltbild der Burschenschaften“ referierte Uwe Sailer (Polizist und Datenforensiker) leider äußerst oberflächlich, unprofessionell und nicht immer ganz der Wahrheit entsprechend über die Geschichte der waffenstudentischen Korporationen im Allgemeinen und über jene unserer Germania im Besonderen. Eine stattliche Anzahl unsererseits fanden sich bei diesem Vortrag ein und wir konnten im Zuge einer anschließenden Diskussion und auch im persönlichen Gespräch das eher eingeengte Wissen der Jungen Grünen über diese Thematik hoffentlich auf die eine oder andere Weise erhellen und erweitern.“
Da sieht man wieder, wie es Burschenschafter wirklich mit der Wahrheit halten. Sie fühlen sich als Opfer, von den „ach so grausamen Linken“, und halten weiterhin an Mythen fest, die sie zum Leben in ihrer Illusion benötigen. Wer diese Mythen hinterfragt, wird zum Feind der Burschenschaften. Wie schreibt Eva Kreisky über Burschenschaften als Männerbünde: „Dieser ist ein sozialer Körper, der unbedingt rein gehalten werden muss. Diese Reinheit dient der Identifizierung, ja Verschmelzung mit einem Ideal, was wieder gleichbedeutend ist mit einer Regression. Nichts ist dem virilen Mann in einer Burschenschaft verhasster als die Verwischung, insbesondere jene der Geschlechter-Identitäten. Alles Unreine wird auf Gruppenfremde projiziert und alle Grenzverwischer werden par excellence gehasst“. Womit wir, von der sogenannten normalen Gesellschaft, ja doch wieder Recht haben.
Mehr über Burschenschaften demnächst hier auf diesem Blog: wie sie leben, wie sie denken, warum sie an Mythen festhalten müssen, Hass ihre Lebensquelle ist, viele Persönlichkeitsstörungen aufweisen, Bier die libidinöse Bindung als Ersatzobjekt darstellt und psychologisch gesprochen, die Burschenschafter hin und wieder im Rausch sich der Kontrolle des Auges des Über-Ich zu entziehen versuchen, um gleichsam wieder einmal ganz „ich“ (normal) sein zu können.
Quellen:
Ernst Moritz Arndt
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Moritz_Arndt
Burschenschaft Germania Ried
http://www.germania-ried.at/index.php?id=35
29. Juli 2016
Der Burschenschaft „Panem@circences“, der „Germania-Die Rieder Mittelschulverbindung“ äußert sich am 29. Juli 2016 als Poster auf standard.at auf Basis seiner politischen Fehlsichtigkeit. (Fehler im Original) „Panem@circences“ (Brot und Zirkusspiele) ist persönlich bekannt.
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Panem@circences
http://derstandard.at/2000041966277/Strache-klagte-Datenforensiker-Sailer-wegen-Facebook-Postings
„Ich habe einmal einen vortrag des herrn sailer besucht, und kann seitdem den Herrn nicht mehr wirklich ernst nehmen. Ich weiß nicht, ob das die schauspielerische Masche ist,aber die präsentation wirkt wie von innerlichen hass zerfressen, dass man keine objektivität oder gar ernsthaftigkeit entdecken konnte. Es stellte sich mehr wie eine unfreiwillige lächerlichkeit frei nach Don Quijote dar, der gegen alles und jeden kämpfen will, und dabei mehr bizelt als meine 3. jährige tochter.
Ich gehe davon aus, dass dies eine bewußte aber unglücklich gewählte form dieser präsentation war,da man davon ausgehen muss,dass herr sailer persönlich nicht so ist. Diese unglückliche form findet sich leider auch auf fb wieder,was zu weiterer heiterkeit führt“