ÖVP: „Brunnenvergifter“
|Gastkommentar von Uwe Sailer
04. Februar 2018
Das Parteiorgan der ÖVP „Volksblatt“ schimpft den politischen Mitbewerber einen „Brunnenvergifter“. Ein ziemlich antisemitischer Vorwurf.
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Unbekannter Meister „Brunnenvergifter“
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Als im 14. Jhd. die Pest wütete und 25 Millionen Todesopfer forderte, verbreitete sich das Gerücht, dass die Juden an der Seuche schuld seien. Sie eigneten sich als gesellschaftliche Außenseiter ideal als Sündenböcke und unterstellte ihnen, Brunnen vergiftet zu haben. Dass mangelnde Hygiene den Ausbruch der Pest förderte, erkannte damals noch niemand.
Heute haben wir zwar ein gut funktionierendes Gesundheitssystem, aber in der Gosse wälzt sich schon wieder der braune Morast politischer Miefigkeit. Die sich stark ausbreitende Seuche heißt heute nicht mehr Pest sondern Demokratiezerstörung, eine Zerstörung an der sich mehr und mehr nun auch die ÖVP-OÖ beteiligt. Anstatt Kritik wahrzunehmen und dieser sachlich zu begegnen, ergießt sich die ÖVP in ihrem Parteiorgan „Volksblatt“ in hetzerischen Wortspenden und nennt in ihrer gekünstelten Aufgeregtheit den politischen Mitbewerber gar einen „Brunnenvergifter“.
Der Begriff „Brunnenvergifter“ ist antisemitisch konnotiert und steht für Herabwürdigung und Verächtlichmachung von Volksgruppen, die gesellschaftlich an den Rand gedrängt wurden. Zur Zeit der Pest wurde gerade den Juden ein „Vergiften der Brunnen“ zugeschrieben. Das löste europaweit Judenverfolgungen und Pogrome aus, denen hunderttausende Menschen zum Opfer fielen.
Also liebe ÖVP: bitte erst nachdenken, bevor man den Begriff „Brunnenvergifter“ in einer OTS-Aussendung verwendet und bitte auch ernsthafter mit dem Auge der Demokratie politische Ereignisse erörtern, als gleich gekünstelt loszupoltern, wenn der politische Mitbewerber nämlich zu Recht einen kausalen Zusammenhang zwischen „Mühlviertler Hasenjagd“ und „Burschenbundball“ erkennt.
Die Burschis von heute unterscheiden sich nämlich keinen Deut von den Burschis von damals. Und auch einer ÖVP-OÖ sollte bekannt sein, dass es gerade die Burschenschafter waren, die den Nationalsozialismus aufbereiteten und in Österreich auf den Weg brachten. Man tanzt nicht als Landeshauptmann auf einem „Burschenbundball“, außer man tritt unsere Demokratie mit Füßen.
Aber vielleicht liegt es auch am Koalitionspartner der ÖVP in OÖ, dass die „Schwarzen“ hier im Lande immer mehr ins rechte Eck abdriften, weil eben der Bettgenosse demokratiepolitisch nicht so ganz stubenrein ist und immer wieder ins eigene Nest scheißt. So eine stinkende Kacke verteilt sich dann halt überall und verschmiert alles.
Das Sammelbecken der Burschenschafter ist die FPÖ. Das war sie schon immer, ein Wohlfühlbecken der „Schmissgermanen“. Sollte eine ÖVP-OÖ eigentlich auch wissen. Eine FPÖ war noch nie demokratisch orientiert – ihr Weg führte immer schon in die Autokratie, nur die Zivilgesellschaft konnte bis dato noch Schlimmeres verhindern. Eine FPÖ wird nur demokratisch gewählt, sie ist aber rechtsextrem. Sollte eine ÖVP-OÖ eigentlich auch wissen. Und dass dann braunes Gedankengut abfärbt, sollte auch hinlänglich bekannt sein.
Also liebe ÖVP: „Brunnenvergifter“ ist ein No-Go. Überlasst das lieber der rechtsextremen FPÖ.
Hier geht´s weiter zum „Brunnenvergifter“.
Oö. Volksblatt: „Brunnenvergifter“ (von Markus EBERT)
Linz (OTS) – Es ist selbst in einer verschärften politischen Auseinandersetzung völlig abwegig, im Jahr 2019 einen 1967 geborenen Politiker in einen auch nur irgendwie gearteten Zusammenhang mit Verbrechen aus der Nazi-Zeit zu bringen. Wenn die SPÖ-Abgeordnete Sabine Schatz als „Bereichssprecherin für Erinnerungskultur“ dennoch die abscheuliche „Mühlviertler Hasenjagd“ und den auf dem Burschenbundball tanzenden Landeshauptmann in ein und demselben Tweet unterbringt, ist das nichts anderes als der Versuch, mit einer völlig unzulässigen Kausalität bestimmte Assoziationen zu erzeugen.
Das ist dreist — doch diese rote Dreistigkeit hat Methode. Erst unlängst stellte der SPÖ-Abgeordnete Robert Laimer auf Facebook eine Analogie zwischen dem austrofaschistischen Kanzler Engelbert Dollfuß und dem jetzigen Bundeskanzler Sebastian Kurz her. Und im Zusammenhang mit der Sozialversicherungsreform fühlte sich die SPÖ an ein „Ermächtigungsgesetz“ erinnert, wissend, dass sich Adolf Hitler auf Basis eines Ermächtigungsgesetzes die alleinige Macht gesichert hatte.
Sie würde „Vergleiche mit dem Dritten Reich niemals machen“, sagte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner, doch völlig ungerührt setzen ihre Genossen auf diese Karte.
Das ist politische Brunnenvergiftung,
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