OÖN: Uwe Sailer erhält Solidaritätspreis 2018
|„Jeder nicht-politische Mensch schenkt seine Stimme und Meinung her“
LINZ. Uwe Sailer hat für seinen Einsatz gegen Rechtsextremismus den Solidaritätspreis erhalten.
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„Ich wünsche mir, dass wir wieder menschlich sind, nachdenken und nicht einfach hetzen“, sagt Uwe Sailer während des Gesprächs mit den OÖNachrichten. Der pensionierte Kriminalbeamte und Datenforensiker hat sich einen Namen gemacht, indem er lautstark gegen Rechtsextremismus vorgeht und die Verfasser solcher Aussagen und Handlungen zur (rechtlichen) Verantwortung zieht. Dabei macht Sailer auch vor Politikern nicht Halt.
Für diesen jahrzehntelangen Einsatz hat er nun den Solidaritätspreis der Linzer Kirchenzeitung – der seit 25 Jahren Menschen und Projekte auszeichnet, die sich für ein besseres Miteinander einsetzen – aus der Hand von Bischof Manfred Scheuer, Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) und Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SP) erhalten. „Ich freue mich, da dieser Preis die gesellschaftliche Mitte darstellt“, sagt der Linzer.
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Beleidigender Gegenwind
Dass Politik für Sailer eine zentrale Rolle spielt, wird nicht nur durch sein unermüdliches Schaffen, sondern auch im Gespräch klar. Er wirft die Frage nach Demokratie auf und spricht von der Verantwortung der Gesellschaft. Jeder Einzelne habe die Aufgabe, die Demokratie im Rahmen seines Könnens zu verteidigen, sagt der 61-Jährige. Denn: „Polemik und Populismus sind ihr Todesstoß.“ Es sei ihm bewusst, dass nicht alle Organisationen – er nennt das Militär und die Polizei – demokratisch geführt werden können, aber unsere Gesellschaft und Politik „müssen nachdenken und sich auch mal auf die Füße stellen. Jeder nicht politische Mensch schenkt seine Stimme und Meinung her“, sagt Sailer. Und eine Weise des Protests und Aufzeigens von Missständen lebt der ehemalige Polizist vor. Er durchforstet das Internet, vor allem Blogs und die sozialen Medien, und bringt rechtsextremistische Aussagen zur Anzeige. Damit macht sich Uwe Sailer allerdings nicht nur Freunde. Einige Gruppierungen der rechten Szene beschimpfen ihn und sperrten ihn auf diversen Facebook-Seiten. Auch schwerwiegende Drohungen waren dabei – gegen die sich Sailer rechtlich wehrte. „Ich lese es nicht mehr, man hält es auf Dauer nicht aus“, sagt er. Ans Aufhören denkt Sailer aber nicht.
Viel zu wichtig sei es ihm, Demokratiebewusstsein zu vermitteln.
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Linzer Preisträger
Ein weiterer Solidaritätspreis ging an die Leisenhofgärtnerei am Fuße des Pöstlingbergs. Auf einem knappen Dreiviertelhektar werden seit mehr als zehn Jahren in dem neben dem Petrinum gelegenen Leisenhofgut zukunftsfähige Methoden für regionale Lebensmittelversorgung vermittelt. So werden zwei Mal pro Woche Brot, Käse, Honig sowie Obst und Gemüse verkauft. In der Gärtnerei erhalten junge Menschen mit körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen die Möglichkeit, sich auf einen Arbeitsplatz vorzubereiten und das Gut als Begegnungs- und Lernort zu nutzen. Dadurch ist der Leisenhof nicht nur ein Ort der stadtnahen Ernährung, sondern auch Kraftort für viele Menschen.
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OÖN print-Ausgabe vom 01. Juni 2018
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